Was macht Ravensburger mit den gesammelten Daten?

Spiele werden mit der digitalen Welt verknüpft – Hybrid-Produkte tun sich schwer

 
Foto: Ravensburger
 

Ravensburg. Fang den Hut, Memory, Lotti Karotti – wer Kinder hat, der kennt diese Spieleklassiker von Ravensburger. Das 135 Jahre alte Unternehmen, das sich nach der Stadt benannt hat, in der es sitzt, steht aktuell vor der großen Herausforderung, wie es die Aufmerksamkeit der Digital Natives gewinnen will. „Geld gibt es nach wie vor genug“, sagt Digitalchef Mark Hein. „Aber die Zeit ist knapp.“

Er meint damit: Die Zeit zum Spielen. Wer zwei gesunde Daumen hat, der kann ein Smartphone bedienen. Online-Games, Konsolen und sogar Netflix sind bei Kindern zwischen vier und zwölf Jahren deutlich beliebter als Puzzles, Bilderbücher und Brettspiele. Doch dies ist nach wie vor das Kerngeschäft des Spieleherstellers aus Oberschwaben.

85 Prozent seines Umsatz von zuletzt 471 Millionen Euro hat Ravensburger mit Spielzeug und Büchern erwirtschaftet. Immer wieder mal gab es Versuche, die Welt des Brettspiels mit den Weiten des Internets zu verbinden. Diese Hybrid-Produkte tun sich bisher aber schwer am Markt. Wer ein Brettspiel aufbaut, der will abschalten und nicht eine App installieren, um das Spiel per Handy zu begleiten.

Und in einer aufgeklärten Welt gibt es natürlich noch einen anderen Grund: die Privatsphäre. Ravensburger hat Kunden und eine Zielgruppe. Bezahlt werden die meisten Spiele von Erwachsenen, gespielt aber vor allem von Kindern. Hängt man über dem Spielbrett ein Smartphone auf, um per Kamera ins Spielgeschehen einzugreifen, so muss man sich zwangsläufig beobachtet vorkommen. Die Frage ist sogar: Darf Ravensburger das?

Bildrechte sind heikel. Eltern können die Bildrechte ihrer Kinder wahrnehmen. Doch wem gehören eigentlich die Daten des 8-Jährigen, der mit seinem besten Freund spielt? Auch diese Kinder besitzen heute schon eigene Smartphones.

Ravensburger versucht es weiter. Vor kurzem ist „kNOW!“ auf den Markt gekommen. Ein Brettspiel, bei dem die Fragen ständig aktualisiert werden – dank eines angeschlossenen Google-Assistenten. „Wann geht morgen die Sonne auf?“ oder „Wie hat der FC Bayern zuletzt gespielt?“ sind zwei Beispielfragen, die Ravensburger in einer Pressemitteilung nennt. Im ebengleichen Pressetext heißt es auch, dass das Spiel „ab 10 Jahren offline, ab 16 Jahren online“ spielbar sei. Doch wer soll das kontrollieren?

Daten sind die Währung der Zukunft. Diesen Satz bestätigt auch Digtialchef Hein. „Wir gehen eher zu konservativ mit den Daten um“, sagt der Mann, der schon für Nintendo, Lego und die Telekom an digitalen Spielwelten gearbeitet hat. Seit zwei Jahren ist er nun bei Ravensburger und soll Digitales zu einer starken Säule im Konzern machen.

Wohl auch darum hat Ravensburger nun ein Unternehmen beauftragt, seine digitalen Angebote besser zu managen. Die Meldung kommt pünktlich zum Weihnachtsgeschäft. Dabei geht es um Tag-Management, auf Deutsch: Schlagwortverwaltung. Das Programm erkennt zum Beispiel, ob man nach „Lotti Karotti“ sucht oder nur nach „Spiele für Vierjährige“. Dabei werden auch Besucherströme ausgelesen und analysiert. „Besonderen Wert legt Ravensburger beim neuen Tag-Management-Programm auf den Einbau von Tracking- und Profiling-Tags in digitale Erlebniswelten, die Erfassung von Performance-Daten über unterschiedliche Kanäle sowie die Fähigkeit, in einem stark saisonal getriebenen Geschäft dynamisch auf neue Anforderungen von Tags reagieren zu können“, schreibt das Software-Unternehmen Commanders Act.

Die Ravensburger-Websites werden millionenfach geklickt. Vor allem natürlich, wenn man Geschenke kaufen will. Aufgrund der jungen Zielgruppe habe man bei der Umsetzung aber besonders auf den Datenschutz geachtet, versichert Ravensburger.

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