Verwirrung um Heckler & Koch

Der Waffenhersteller steht im Fokus einer kritischen Frage: Wem gehört die AG? Die Antwort darauf hat nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern könnte auch eine Kapitalspritze erklären.

 
Foto: Michael Kienzler für econo
 

Oberndorf. Wem gehört Heckler & Koch (H&K)? Diese einfache Frage stellt das Wirtschaftsmagazin "Bilanz" in seiner aktuellen Ausgabe. Eine Antwort drauf bleibt bislang aus. Das lässt Raum für Spekulationen: Das Magazin will von dem ehemaligen H&K-Geschäftsführer Nicola Marinelli erfahren haben, dass inzwischen nicht mehr Andreas Heeschen die Aktienmehrheit hält. Der Wahl-Londoner soll Anteile an Nicolas Walewski, Inhaber der Vermögensverwaltung Alken Asset Management, weitergereicht haben. "Bilanz" zitiert Marinelli mit der Aussage: "Walwski kontrolliert die Mehrheit der Aktien. Er greift aktiv in die Geschäfte von Heckler & Koch ein."

Die Aussage ist aus zwei Gründen pikant:

Erstens müssen Eigentümerwechsel bei Rüstungsunternehmen von der Bundesregierung genehmigt werden. Hätte der Deal wie beschrieben stattgefunden, dann läge wohl ein Gesetzesverstoß vor.

Zweitens verfolgt Marinelli ein klares Eigeninteresse mit seiner Aussage. Der ehemalige H&K-Chef hat sich in einer "Change of Control"-Klausel im Arbeitsvertrag eine Art Abfindung zusichern lassen für den Fall, dass ein neuer Mehrheitsgesellschafter ihn entlassen sollte – laut "Bilanz" geht es immerhin um ein Betrag in Höhe von gut 500.000 Euro. Der Arbeitsgerichtsprozess läuft aktuell.

Dieser mögliche Aktiendeal rückt derweil das aktuell wenig beachtete Finanzgebahren von H&K in den Fokus. So enthielt die Bilanz des Rüstungsunternehmens über Jahre hinweg einen Hinweis auf die schlechte Finanzaustattung und die Schuldenlast der Oberndorfer. In der Bilanz des Jahres 2016 ist dieser Hinweis nicht mehr enthalten. Wirklich klar wird aber auch nicht, wie die mögliche finanzielle Gesundung zustande kam.

Zugleich wurde Mitte des laufenden Jahres bekannt, dass Heeschen H&K ein in Eigenkapital umzuwandelndes Darlehen über 50 Millionen Euro gewährt. Kenner der Branche zeigten sich verwundert über die Kapitalkraft des Wahl-Londoners.

Ebenso löste die vorzeigte Ablösung einer Anleihe über 220 Millionen Euro im vergangenen August Stirnrunzeln aus. Laut der Ratingagentur Moodys wurde die Ablösung mit der Heeschen-Finanzspritze sowie weiteren privaten Geldgebern erreicht – was wiederum die Analysten zu einer positiven Aussicht veranlasste. Branchenkenner konnten sich hingegen dieses Zusammenspiel nicht wirklich erklären.

Von H&K gab es bislang keine Reaktion auf die Anwürfe. Die jüngste Pressemitteilung verkündet den Gewinn der Ausschreibung zur Ausstattung des Kommando Spezialkräfte und des Kommando Spezialkräfte der Marine.

Wobei der Rüstungshersteller darüber hinaus ohnehin unter Feuer steht: Offenkundig wenige Tage nach der Ablösung der Anleihe wurde der bisherige Geschäftsführer Norbert Scheuch überraschend entlassen. Damals vermuteten Beobachter einen radikalen Wechsel der zuvor von Scheuch neu eingeführten Paradigmen unter anderem zum limitierten Waffenverkauf.

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