Verärgerung über Microtherm-Insolvenz

Der Sensorhersteller will sich sanieren – bei der IG Metall versteht man das aus zwei Gründen nicht

 
Foto: IG Metall Pforzheim
 

Pforzheim. Die Microtherm hat einen Insolvenzantrag gestellt. "Wir waren gerade dabei, zu investieren und unser Geschäftsmodell an neue Geschäftsfelder wie E-Mobilität anzupassen, als uns die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise in Europa trafen", begründete Geschäftsführerin Tina Szodfridt den Schritt. Unter dem Strich habe die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Das Amtsgericht Pforzheim hat Marc Schmidt-Thieme von der Kanzlei Hoefer Schmidt-Thieme zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Nach Angaben von Schmidt-Thieme laufe der Geschäftsbetrieb dank "der guten Auftragslage in vollem Umfang weiter". Und weiter: "Der Betrieb läuft, die Auftragslage ist gut. Ich sehe nach meinen ersten Eindrücken gute Chancen für eine Sanierung."

Zu einer ähnlichen Einschätzung der Geschäftslage kommt man auch bei der Gewerkschaft – und Arno Rastetter, Gewerkschaftssekretär und Sprecher der IG Metall Pforzheim zeigt sich denn auch nach eigener Aussage "verärgert" über den Schritt: Erst im vergangenen Jahr habe man einen "Zukunftssicherungsvertrag" mit allerlei Zugeständnissen der Belegschaft abgeschlossen – "mit dem Insolvenzantrag ist nun der Tarifvertrag das Papier nicht mehr wert, auf dem er gedruckt war."

Zudem zeigt sich Rastetter  angesichts der guten Auslastung "überrascht" vom Zeitpunkt der Antragstellung: Schließlich wurde von Seiten der Politik extra vor dem Corona-Hintergrund die Insolvenzantragspflicht geändert.  Hoffnung legt man nun von Seiten der IG Metall in die Person Schmidt-Thieme, mit dem man bereits gute Erfahrungen in anderen Insolvenzfällen gemacht habe.

Microtherm wurde 1965 als Hersteller von "Temperaturwächtern" gegründet. Heute entwickelt und produziert das Unternehmen mit weltweit rund 200 Mitarbeitern Sensor-Lösungen für Thermoregelungen in unterschiedlichen Branchen von Automotive bis Waschmaschinen und Kraftwerken. Zuletzt wurden rund 20 Millionen Euro umgesetzt.

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