Ultraschnell-Ladepark wird Realität

In Empfingen entsteht die erste E-Tankstelle von Enercon – mit gleich drei Vorteilen. Der Bau löst weitere Investitionen bei einem Partner aus

 
Foto: Zukunftsmobilität
 

Empfingen. Die Kulisse hatte was: Am Ende reihten sich mehr als zwei Dutzend E-Fahrzeuge rund um das Areal für den ersten Ultraschnell-Ladepark im Land auf (econo berichtete bereits), mehrheitlich Fahrzeuge von Tesla, dazu aber unter anderem auch ein umgebauter Lieferwagen des Getriebeherstellers Koepfer aus Furtwangen und sogar ein bislang selten in der Realität zu bestaunender EQC von Mercedes hatte es nach Empfingen geschafft. Kein Wunder also, dass Projektleiter Christian Klaiber von der Initiative Zukunftsmobilität beim Spatenstich von einem Highlight sprach.

Wobei Klaiber den Ausspruch vornehmlich auf das Projekt an sich bezog. Denn der Ladepark wird mit drei Neuerungen aufwarten:

– Das Layout bietet drei Ladesäulen in Reihe sowie eine ein wenig abseits und quer anfahrbar – speziell für Fahrzeuge mit Anhänger, Busse oder Lastwagen. Bislang sind Ladesäule am Kopfende einer Parkbucht aufgestellt, was Gespanne und ähnliche Gefährte die Zufahrt mindestens erschwert.

– Die Abrechnung der Stromkosten erfolgt nicht wie an bisherigen Säulen üblich mit einer entsprechenden Ladekarte, was immer wieder zu Störungen führt. Nicht umsonst kursiert unter E-Vielfahrern der Witz, man brauche mindetens 20 Karten an Bord. Nach Angaben von Klaiber sei an den eigens entwickelten Ladesäulen von EC-, Kredit- oder Flottenkarten bis zur Bezahlung per Mobiltelefon jede gängige Bezahlart verfügbar. Klaiber: "Damit gibt es keine Probleme mit der Kompatibilität."

– Die wichtigste Neuerung betrifft aber die Leistungsfähigkeit: An den Säulen stehen bis zu 350 Kilowattstunden an Leistung zur Verfügung. "Damit kann man in 15 Minuten das Fahrzeug zu 80 Prozent aufladen", erläutert Heiko Rüppel, Verantwortlich für den Bereich Energiewirtschaft bei Enercon. Wobei die Ladesäulen flexibel auf die Anforderungen reagieren und Leistungen zwischen 50 und 350 Kilowattstunden zur Verfügung stellen. Möglich macht das ein von Enercon entwickelter "Leistungscontainer", dessen intelligente Wandler und Schaltungen im Innern entsprechend die Leistungen steuern. Angesichts der Fakten zeigte sich Rüppel selbstbewusst: "Das kann kein anderer. Obendrein haben die Anlagen noch einen positiven Effekt auf die Stabilität der Stromnetze."

Für den Windenergieanlagenhersteller Enercon bedeuten diese Ultraschnell-Ladeparks ein weiteres Standbein, weshalb man nach Angaben von Rüppel auf der Suche nach Kooperationen mit Stadtwerken und Energieversorgern ist. Rund eine halbe Million Euro investiert das Unternehmen aus Ostfriesland in den Empfinger Ladepark im direkten Umfeld der Abfahrt der A81. Auch Bürgermeister Ferdinand Truffner zeigte sich von der neuen Technologie überzeugt: Die Gemeinde hat dem Betreiber das Grundstück mindestens bis zum Jahr 2048 verpachtet – mit der Option, den Ladepark in Fläche und Infrastruktur zu erweitern. Und Klaus Michael Rückert, Landrat im Kreis Freudenstadt, sah die Region dank der Investition "am Puls der Zeit": "Der E-Mobilität gehört die Zukunft und wir schrieben hier an dieser Zukunft mit."

Das sieht auch Uwe Naeter ähnlich: Der geschäftsführende Gesellschafter des Hotels Empfinger Hof ist nicht nur einer der Partner des unmittelbar an sein Areal angrenzenden Projekts. Er investiert auch gleich noch in E-Ladesäulen für Autos und Fahrräder. "Wir erleben einen regelrechten Boom bei Touristen mit E-Rädern", so Naeter, ähnliches erwartet er auch für E-Autos. Zugleich kündigte er weitere große Investitionen an: Die bisherigen Tennishallen werden abgerissen und die Hotelkapzität wird auf 90 Zimmer ausgebaut sowie ein großer Veranstaltungsbereich geschaffen.

Wobei Naeter angesichts des Ultraschnellladens in 15 Minuten augenzwinkernd anmerkt: "Zu schnell sollte das Laden aber nicht sein, für ein Schnitzel sollte es noch reichen."

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