Touristiker werden zu Technologen

Die Hochschwarzwald Tourismus übernimmt das insolvente Start-up Geios – und sichert sich damit den Zugang zu einem lukrativen Markt abseits des Kerngeschäfts

 
Foto: pr
 

Hinterzarten. Der Geios-Gläubigerausschuss hat jetzt dem Deal zugestimmt, wie die Hochschwarzwald Tourismus nun mitgeteilt hat: Der Verbund aus Hinterzarten übernimmt die Systeme und Lizenzen des touristischen Softwareanbieters mit Sitz in Oberstaufen im Allgäu. Die AG gehe damit "vollständig in die Tourismusorganisation über". Zu den Details gab es wie üblich keine Angaben. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte man fünf der einst 17 Mitarbeiter der Geios eingestellt.

Hochschwarzwald Tourismus-Chef Thorsten Rudolph schlägt damit die sprichwörtlichen zwei Fliegen: Einerseits kann man damit die gut eingeführte eigene "Hochschwarzwald Card" sowie die Kommunikationsplattform "Mein Hochschwarzwald" und die Reiseführer-App nahtlos weiter führen. Zugleich können die Hochschwarzwälder nun als Dienstleister die bisherigen Geios-Projekte im Saarland aber auch am Bodensee weiterführen.

Da die Cloud-basierte Technologie in der Branche gute Noten erhält könnte sich die Hochschwarzwald Tourismus damit ein zusätzliches lukratives Geschäftsmodell sichern.

Geios war erst Mitte 2015 als Explun von Andreas Feustel gegründet worden, später stieß Michael Frischkorn an zweiter Geschäftsführer hinzu. Mitte 2016 wurde in Geios umfirmiert, immer wieder zudem Eigenkapital nachgelegt. Zudem gewann das Team die 1. Travel Start-up Night München – beste Voraussetzungen also für eine Gründung in einem Wachstumsmarkt. Zumal die Technologie rund um das digitale Destinationsmanagement als führend gilt.

Einen Hinweis auf das Warum für das Aus im Oktober 2017 könnte die "Echt Bodensee Card" am nördlichen Bodenseeufer liefern: Nach einem Bericht des "Südkurier" hat die Vergabe des Auftrags an Geios Fragen aufgeworfen (wobei das Projekt generell unter keinem guten Stern stand). Vor allem soll der aufgerufene Preis eher Dumping-Niveaus gehabt haben. Eventuell hat sich die AG Aufträge auf diese Weise "erkauft" – am Ende aber doch nicht den finanziellen Atem gehabt.

Im Gespräch mit der "Schwäbischen Zeitung" gab sich Geios-Chef Feustel indes schmallippig: Das Aus habe nichts mit der Card zu tun, sondern Gründe, über die er nicht sprechen könne. Wie auch immer, das Kapitel hat sich nun ohnehin erledigt.

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