Rinklin wagt den Umstieg

Der Naturkost-Spezialist lässt sich einen elektrischen Lkw bauen und bekommt dafür eine Förderung. Eine entscheidende Frage ist allerdings noch offen

 
Foto: Rinklin
 

Eichstetten. Der Name klingt sperrig: "Sofortprogramm Saubere Luft 2017 - 2020", ein Maßnahmenpaket für bessere Luft in den Städten. Doch das ist Jochen Rinklin egal. Immerhin bekommt der Geschäftsführer der Rinklin Naturkost mit Sitz in Eichstetten am Kaiserstuhl Geld aus genau diesem Fördertopf: exakt 157.152 Euro werden dem Nahrungsmittellieferant "zur Beschaffung von Elektrofahrzeugen und dem Aufbau der nötigen Infrastruktur" überwiesen.

Nach Angaben von Rinklin wird damit ein Lastwagen zum E-Fahrzeug umgerüstet. Dafür wird ein neuer Actros angeschafft, der bei der Orten Fahrzeugbau entsprechend umgebaut wird, wie der Naturkost-Geschäftsführer auf Anfrage von econo erläutert. Er rechnet aufgrund der Umbauzeit mit einem Einsatz des Fahrzeugs im Sommer 2020. Dann soll die Erfahrung zeigen, ob noch weitere E-Fahrzeuge angeschafft werden.

Damit bleibt noch Zeit, eine Frage zu klären, die nach Einschätzung von Experten bei Umrüstungen immer wieder offen bleibt: Wie verhält es sich denn mit Themen wie der Hersteller-Garantie? Klar ist nach Angaben von Rinklin, dass "der Antriebsstrang zu Hundertprozent auf Orten übergeht". Ebenso klar ist auch, dass das "Fahrzeug hinterher in den Fahrzeugpapieren kein Mercedes Benz mehr ist". Rinklin: "Ich hoffe Stand heute, dass wir hier keinen Garantiefall haben." Immerhin schätzt er die Anschaffungskosten inklusive des Kühlaufbaus auf bis zu 400.000 Euro. Elektromobilität-Experten fordern schon längere Zeit auch von der Politik, Fragen rund um die Umrüstung von Fahrzeugen rechtlich eindeutig zu klären. Schließlich biete das Umrüsten großes Potenzial.

Orten hat damit dank der 2015 gegründeten Tochtergesellschaft Orten Electric Trucks einige Erfahrung: An dem Start-up ist die Elektrofahrzeuge Stuttgart Efa-S beteiligt, die Pioniere in Sachen E-Mobilität bauen seit Jahren unter anderem Lieferfahrzeuge für UPS um, stellten jüngst das erste vollelektrische Wohnmobil vor und entwickelten für die Stuttgarter Brauerei Dinkelacker ein Auslieferfahrzeug.

Auch die Rinklin Naturkost kennt sich indes mit dem Betreten von Neuland aus: Seniorchef Wilhelm Rinklin gehört zu den Pionieren im Ökolandbau, stellte seinen Betrieb bereits 1955 um und ist in den 1970er Jahren einer der Gründer des Verbandes Bioland. Heute ist das Unternehmen einer führenden Lieferanten in Sachen Naturkost mit 260 Mitarbeitern, 12.000 Produkten, 35 Lieferfahrzeugen und rund 800 Kunden.

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