Reichenau wird plastikfrei

Die Erzeugerorganisation investiert in weltweit einzigartige Maschinen: Das Gemüse kommt nun in flexible Pappschalen – eine Herausforderung sind aber die Gesetze

 
Foto: Reichenau-Gemüse
 

Reichenau. Man merkt im Gespräch Cristian Müller an, welchen Stellenwert das Projekt für den stellvertretenden Geschäftsführer der Erzeugerorganisation Reichenau-Gemüse hat: Seit gut zwei Wochen arbeitet eine nach seinen Angaben "weltweit einzigartige kunststofffreie Verpackungsmaschine" in der Halle. Einen mittleren fünfstelligen Betrag hat die Genossenschaft bislang investiert, mit dem die Gemüse künftig plastikfrei an die Händler geliefert werden sollen.

Allerdings ist das leichter geschrieben, als umgesetzt – vor allem, da Gemüse von Natur aus eben unterschiedlich sind. Müller: "Schon allein bei den Tomaten gibt es je nach Sorte und Saison verschiedene Größen." Bislang setzt man deshalb auf Pappschalen, die mit einer flexibeln Plastikfolie überzogen wird.

Zusammen mit dem Maschinenbauspezialisten Baur aus Gammertingen und einem Hersteller von Pappschalen wurde deshalb eine Lösung erarbeitet, die flexibel auf die unterschiedliche Anforderungen reagiert und dennoch wirtschaftlich arbeitet. Vom aktuell laufenden Probebetrieb zeigt sich Müller überzeugt, der Umstieg kann gelingen. Allerdings müssen noch kleine Stellschrauben verändert werden – unter anderem, um die gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnungen in der geforderten Form anbringen zu können. Müller: "Für uns wird da natürlich keine Ausnahme gemacht, nur weil wir die Verpackung plastikfrei machen."

Bis Ende des Jahres soll die Probephase auf der Reichenau noch dauern, dann will man mit der Anlage in den Regelbetrieb gehen. "Für uns ist das der Einstieg in die plastikfreie Verpackung aller Gemüse", kündigt Müller die Anschaffung weiterer Anlagen an. Immerhin gilt es unter anderem auch Zucchini oder Paprika umweltfreundlich zu verpacken.

Der Einstieg in den Umstieg der Reichenauer geschieht indes nicht (allein) aus Gründen des Marketings: "Die Großkunden warten auf unsere Lösungen", bestätigt Müller Veränderungen bei den Anforderungen. Beim Blick in einschlägige Verkaufsprospekte von Edeka bis Aldi ist klar erkennbar, das Thema Plastikfreiheit treibt alle um.

Die Erzeugergemeinschaft Reichenau-Gemüse auf der gleichnamigen Insel im Bodensee gehört zu den größten Gemüseproduzenten im Land. Pro Jahr werden rund 16.000 Tonnen Frischgemüse erzeugt und vermarktet, davon gut 40 Prozent in Bio-Qualität.

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