Paukenschlag bei Weber Automotive

Der Investor Adrian erstattet Anzeige gegen die Altgesellschafter wegen Betrugs und Bilanzfälschung. Es geht um 21 Millionen Euro – und die Frage, was "pragmatisches unternehmerisches Handeln" bedeutet

 
Foto: Weber Automotive
 

Markdorf. Seit Juli befindet sich die Weber Automotive im Schutzschirmverfahren und will sich in Eigenregie sanieren. Jetzt  werden diese Bemühungen erheblich gestört: Wie jetzt bekannt wurde, haben zwei durch den Investoren Adrian kontrollierte Gesellschaften bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt a.M. "Strafanzeige wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Betrugs in einem besonders schweren Fall, dem Verdacht des Kreditbetrugs sowie des Verdachts der unrichtigen Darstellung der Vermögens-, Finanz-, und Ertragslage der Weber Automotive im Geschäftsjahr 2016 gegen die Altgesellschafter sowie Mitglieder der damaligen Geschäftsführung eingereicht". Dies teilte Adrian mit.

Um was geht's? Laut Adrian besteht der Verdacht, dass der genannte Personenkreis Rechnungen mit einem Wert von 21 Millionen Euro verbucht hat – obwohl der Kunde "direkt nach Eingang der Rechnung Widerspruch eingelegt hat". Letztlich flossen nach Verhandlungen doch noch 800.000 Euro, in den Büchern blieben aber  die 21 Millionen Euro stehen. Um die Finanzlücke auszugleichen, haben dann laut den Vorwürfen von Adrian die Altgesellschafter "aus dem Vermögen der Familie Weber über eine Schweizer Holding-Gesellschaft" verdeckte Zahlungen geleistet.

Das Ziel dahinter? Glaubt man dem Investor, dann sollten sowohl Adrian wie auch die beteiligten Banken "durch diese Buchungen … über die tatsächliche Vermögens-, Finanz-, und Ertragslage der Gesellschaft 2016 sowie über die Geschäftsaussichten" getäuscht werden. Durch die mutmaßlich manipluierten Zahlungen habe sich unter anderem eine höhere Bewertung des Unternehmens ergeben. Adrian hegt zudem den Verdacht, dass sich die Altgesellschafter dadurch persönlich bereichern wollten.

Die Reaktionen darauf? Adrian hat nach eigener Aussage "ein Mitglied des Altgesellschafterkreises" mit den Vorwürfen konfrontiert. Dieser habe den Vorgang eingeräumt und als "pragmatisches unternehmerisches Handeln" beschrieben – so stellt es jedenfalls der Investor dar… Von Seiten der Altgesellschafter gab es eine kurze Reaktion auf die Anwürfe, in der die Anschuldigungen zurückgewiesen wurden. Auf Details geht man nicht ein. Man darf also gespannt sein, was am Ende die Staatsanwaltschaft oder die Gerichte sagen werden.

Wie geht`s für Weber Automotive weiter? Fakt ist: Eine solche Anschuldigung ist nicht eben zielführend in der aktuellen Sanierungsphase. Andererseits hat Adrian angekündigt: Man "unterstützt die Geschäftsführung und den Sachwalter unverändert dabei, eine Lösung für die Fortführung … zu finden." Man kann es so formulieren: Man will retten, was zu retten ist.

Weber Automotive wurde 1969 gegründet und gilt als Spezialist für Antriebskomponenten für Autos, Nutzfahrzeuge und Freizeitmobile – ab 2011 nahm das Unternehmen indes rasant Fahrt auf. Lag der Umsatz damals noch bei 74 Millionen Euro so kletterte er bis 2017 auf 304 Millionen Euro in der Gruppe. Zu den Kunden gehören weltweit die führenden Automotivekonzerne und Zulieferer. Allerdings kämpfte man schon 2017 laut veröffentlichter Bilanz mit Umsatzrückgängen bei Weber Automotive und schrieb ein leichtes Minus. Für 2018 wurden weitere Rückgänge prognostiziert.

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