Mappus und die Bahn

Drei Unfälle in vier Wochen.

 
 

Drei Unfälle in vier Wochen. Hätte jemand einen Beweis für den Zustand der Bahninfrastruktur gesucht, er wäre in Singen fündig geworden. Drei Mal sprangen dort rund um den Jahreswechsel Waggons aus den Gleisen. Bei einem der Unfälle konnte gerade noch ein Schnellzug gewarnt werden. Das ist ein Grund, weshalb die Öffentlichkeit von den Unglücken kaum Notiz nahm; es entstand nur Schaden für den Güterverkehr.

Den morbiden Zustand der (Schienen-)Infrastruktur hat die Landesregierung dennoch als Thema entdeckt. Plakativ trommelt Ministerpräsident Stefan Mappus (auch) für die Schiene. Dass er beim Neujahrsempfang der IHK Karlsruhe von drei, für die Landesregierung wichtigen Schienenprojekten sprach, und in Villingen-Schwenningen von fünf? Geschenkt. Dass er von „Stuttgart 21“ und nicht „Stuttgart 21 Plus“ sprach? Reine Spitzfindigkeit.

Mappus gibt nun vor, den Ernst der Lage erkannt zu haben. Es wird Zeit. Denn die Infrastruktur im Land ist zu marode für den prognostizierten Zuwachs. Und die Schweizer sind sauer, die Verträge zum Ausbau von Rheintal- und Gäubahn werden nicht erfüllt, Schadensersatz droht.

Nun ist es an Mappus zu beweisen, dass es ihm ernst ist. Die aktuelle Entwicklung in Sachen Rheintalbahn lässt daran zweifeln: Dass ausgerechnet das CDU-geführte Regierungspräsidium Freiburg die Planungen verwirft, hat einen Beigeschmack. Bahn-Insider sprechen vom Schachzug der Regierung: ein zweites Stuttgart 21 vor der Landtagswahl solle verhindert werden. Die Führungs­etage der Bahn ist stinksauer. Das könnte zu entsprechenden Reaktionen führen. Deshalb darf Mappus jetzt nicht nur trommeln. Er muss klar sagen: Welche Projekte möchte die Landesregierung wirklich zu welchem Zeitpunkt mit welchem Budget realisiert sehen. Die Unfälle in Singen müssten Mahnung genug sein. 

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