Hoffnungsträger Technikum Laubholz

Der Forschungscampus soll holzbasierte Produkte für Fahrzeuge, Verpackungen oder Textilien entwickeln – und das schnell. Das Land stellt dafür 100 Millionen Euro bereit

 
Foto: Stadtverwaltung Lenningen
 

Lenningen. Vor einem Jahr war es eine Industriebrache, jetzt ist es ein Hoffnungsträger: Aus dem Areal der insolventen Papierfabrik Scheufelen im Lenninger Tal soll das Technikum Laubholz werden. Das Landwirtschaftsministerium hat dafür jetzt zusammen mit dem Landesbeirat Holz BW und der Holzbau BW eine gemeinsame Betreibergesellschaft gegründet. "Wir führen am Standort die Spitzenforschung auf Laubholzbasis zusammen", sagte Minister Peter Hauk.

Die Vision des Ministers für das "Wood Based Valley": "Wir werden einen Forschungscampus errichten, der klimafreundliche Materialien aus Laubholz entwickelt, die beispielsweise erdölbasierte Kunststoffe ersetzen können." Acht Forschungsfelder sollen dabei addresiert werden, von der Entwicklung holzbasierter Textilfasern über Biotenside für Waschmittel bis zu Carbonfasern für Leichtbau und Fahrzeuge. Hauk: "Aus verschiedenen Forschungsergebnissen der Hochschulen und Institute im Land sollen in Lenningen rasch industriereife Produkte entstehen."

Was Hauk unter dem Wort rasch versteht, macht er ebenfalls deutlich: Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres soll das Technikum den Betrieb aufnehmen, in spätestens drei Jahren dann die ersten Produkte am Markt sein. Der Zeitplan erscheint durchaus ambitioniert, da wohl die Verhandlungen über den Erwerb des Grundstücks noch nicht abgeschlossen sein sollen.

Dafür stehen aber bereits Mittel im Landeshaushalt für eine Realisierung bereit: Nach Auskunft der Gemeinde sollen in den kommenden beiden Jahren 30 Millionen Euro bereit stehen – insgesamt sind für acht Jahre 100 Millionen Euro als Förderung für Aufbau und Betrieb geplant.

Und die ersten Unternehmen für die Realisierung haben laut Kommune ebenfalls bereits Interesse bekundet: So hat das Entsorgungsunternehmen Green-Cycle der Schwarz-Gruppe (dazu gehören auch die Einkaufsmärkte Lidl und Kaufland) durchaus Erfahrungen in dem Bereich – das Tochterunternehmen Pre-Zero recycelt den Grasschnitt der Fußballplätze des Bundesligisten TSG Hoffenheim zu Papier. Und auch der weltweit tätige Faserhersteller J. Rettenmaier mit 3500 Mitarbeitern und 90 Standorten bringt sich in das Technikum Laubholz ein.

Das Lenninger Tal liegt im Landkreis Esslingen, die gleichnamige Kommune zählt rund 8300 Einwohner in mehreren Ortsteilen. Die 1855 gegründete Papierfabrik Scheufelen ist mit mehreren zwischen 1900 und 1920 nach Plänen namhafter Architekten entstanden Erweiterungsbauten ortsbildprägend: In Hochzeiten produzierten rund 2000 Mitarbeiter 300.000 Quadratmeter hochwertige Papiere. Mit der Jahrtausendwende geriet das Unternehmen allmählich in Schieflage, vor der Insolvenz waren noch rund 80 Mitarbeiter beschäftigt.

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