Ein Schlag ins Gesicht

Kronospan gibt eine blamable Vorstellung

 
 

So richtig warm geworden ist der Holzkonzern Kronospan mit seinem Spanplattenwerk in Bischweier nie: Seit der Übernahme gab es mal Ärger mit der Bevölkerung wegen Schadstoffbelastungen oder Lärm, mal trifft man sich mit Belegschaft und Gewerkschaft vor Gericht. Dennoch hat das Unternehmen in den vergangenen acht Jahren mehr als 150 Millionen Euro in den Standort investiert. Nun soll alles vorbei sein. Völlig überraschend hat die Konzernleitung angekündigt, das Werk zu schließen. 190 Arbeitsplätze gehen verloren. Eine Kommune verliert ihren größten Arbeitgeber. Vorwarnungen? Fehlanzeige. Verhandlungen? Gibt es keine. Kronospan schlägt das Kapitel Bischweier einfach zu – und der Region damit ins Gesicht.

Natürlich ist ein Wirtschaftsunternehmen frei in seiner Entscheidung für oder gegen einen Standort, nur wirkt die ­Begründung (Millionenverluste! Seit Jahren!) hanebüchen: Eine Bilanz für das Werk Bischweier, die das Minus nachweisen und das Aus nachvollziehbar könnte, existiert zwar angeblich, gesehen hat sie niemand. Selbst wenn das Werk wirklich so defizitär gewesen wäre, warum hat man innerhalb weniger Jahre Millionen und Abermillionen hineingebuttert, es auf den neuesten technologischen Stand gebracht? Warum fuhr die Belegschaft selbst in den Krisenzeiten 2008 und 2009 Überstunden ohne Ende? Warum wurde noch vor einigen Wochen über neue Arbeitsplätze verhandelt?

Selbst mit dem berüchtigten Hire-and-Fire-Konzept US-amerikanischer Konzerne ist dieses kompromisslose, beinharte Vorgehen nicht zu vergleichen. Kronospan hat für neue Maßstäbe in der Region gesorgt. Stolz sollte der Konzern darauf nicht sein. Schämen wäre eher angebracht.

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