Doppelter Rücktritt an der Asknet-Spitze

Vorstand und Aufsichtsratschef treten zurück – Klage gegen Ex-Manager

 
Foto: Asknet
 

Karlsruhe. Unruhige Zeiten beim Karlsruher E-Commerce-Spezialisten Asknet: Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen die Übernahme der französischen Firma Nexway verkündet und ganz nebenbei eine Bombe hochgehen lassen: Sowohl Geschäftsführer Sergey Skatershchikov als auch der ehemalige CEO und bisherige Aufsichtsratschef Tobias Kaulfuß sind zurückgetreten – alles an einem Tag. Warum?

Zu den Gründen schweigt das börsennotierte Unternehmen zunächst. Und die eigens für PR und Investorenfragen beauftragte Agentur aus Köln gibt sich ratlos. Erst nach mehrmaliger Nachfrage verrät Asknet, dass der Hauptgesellschafter The Native seinen Einfluss festigen will. Dem Schweizer Investor gehören 44 Prozent. Als Nachfolger an der Konzernspitze soll nun Aston Fallon fungieren, der auch Nexway leitet. Native-Chef Osman Khan rückt an die Spitze des Aufsichtsrates.

Der doppelte Rücktritt von Kaulfuß und Skatershchikov hat sogar Insider überrascht. Eine Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens wurde am 3. Dezember kurz vor 21 Uhr verbreitet. Darin wird die Erosion an der Spitze aber nur als Randnotiz behandelt. Erst im dritten Absatz tauchen Chef-Aufseher Kaulfuß und der zurückgetretene CEO Skatershchikov namentlich auf. Was zum Rücktritt der beiden geführt hat, wird nicht kommuniziert. Asknet erklärt Tage später auf Anfrage nur: „Wir sind überzeugt, dass wir mit der Ernennung von Herrn Fallen eine sehr gute Besetzung für die Schlüsselposition des CEO gefunden haben.“

Fakt ist: Asknet ist im Umbruch. Das Unternehmen entwickelt und verkauft Software für den Online-Handel. Universitäten und andere Bildungseinrichtungen stehen dabei auf der Kundenliste. Der Umsatz hat sich in den vergangenen vier Jahren massiv reduziert – von fast 90 auf unter 70 Millionen Euro. Nun will man dynamisch wachsen und das Geschäft auf absehbare Zeit wieder verdoppeln. Aktuell zählt die Firma etwa 90 Mitarbeiter.

Sorgen macht der Ertrag: Gelang es dem Unternehmen viele Jahre mit Müh und Not eine schwarze Null in die Bilanz zu setzen, gab es 2017 einen Verlust von 2,5 Millionen Euro. Der Grund dafür liegt in der Vergangenheit: Jahrelang hat Asknet in Norwegen auf Online-Verkäufe keine Umsatzsteuer gezahlt. Dies sei dadurch passiert, dass eine Änderung des norwegischen Steuerrechts intern nicht ausreichend kommuniziert wurde. Mittlerweile ist das Thema abgehandelt – zumindest mit der norwegischen Steuerbehörde.

Intern ist die Akte aber noch nicht geschlossen. Denn Asknet will zumindest einen Teil des Schadens von den beiden Verantwortlichen zurückklagen – dem damaligen Vorstandsduo Michael Konrad und Ute Imhof. Für Strafen, Zinsen und eine außerordentliche Hauptversammlung wurde laut Geschäftsbericht ein Millionenbetrag gezahlt. Dafür soll nun die Haftpflicht der beiden Ex-Manager aufkommen.

Und das könnte klappen. Genau für solche Verfehlungen wurde die Managerhaftpflicht erfunden. Allerdings dürfte der Ausgleich kaum über die gesamte Summe laufen. Schließlich war ein Teil auch Umsatzsteuer, die das Unternehmen auf jeden Fall zahlen musste. So oder so: Das Verfahren kann sich hinziehen. Ob und wann Asknet Geld von der Versicherung bekommt, ist unklar.

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