Die "Volksbank im Südwesten" entsteht

Die Sondierung ging nahtlos in Fusionsgespräche über: Die Volksbank in der Ortenau und die Volksbank Schwarzwald Baar Hegau gehen zusammen. Das Warum hat viel mit dem Wort Schwungmasse zu tun – und mit mehreren Fragen der Vorstände Joachim Straub und Markus Dauber

 
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Offenburg/VS-Villingen. Von Sondierungsgesprächen zur Vorbereitung der Fusion brauchte es nur wenige Wochen: "Es hat einfach auf allen Ebenen von der menschlichen Chemie bis zum Kreditportfolio gepasst", fassen Markus Dauber, Vorstandschef der Volksbank in der Ortenau, und sein Kollege Joachim Straub von der Volksbank Schwarzwald Baar Hegau die Zeit zwischen Ende Januar und jetzt zusammen – die Aufsichtsräte der beiden Institute haben die Vorstände beauftragt, die Fusionsverträge zu unterzeichnen.

Wenn nach verschiedenen Informationsveranstaltungen dann im Juni (abseits aller Corona-Unwägbarkeiten) die Vertreterversammlung noch zustimmen, entsteht bis Ende des Jahres offiziell eine neue Genossenschaftsbank: die "Volksbank im Südwesten".

Der Name steht nicht nur für das Selbstbewusstsein, das ein Institut mit rund 8,1 Milliarden Euro Bilanzsumme (für weitere Kennzahlen bitte am Ende des Textes die Grafik beachten) haben darf und das künftig in der bundesweiten Spitzengruppe mitspielt – zumal man in wenigen Jahren bereits die Schwelle von zehn Milliarden Euro durchbrechen will. Straub: "Wir sehen die Fusion auch als Aufbruch in eine neue Zeit des genossenschaftlichen Bankings."

Die Frage nach dem Warum der Fusion beantwortet das Duo mehrfach mit einem Wort: "Schwungmasse". Das fusionierte Institut habe eben schlicht mehr von Allem, sprich mehr Eigenkapital, mehr Potenzial bei der Kreditvergabe, mehr Know-how und mehr Chancen, das Marktgebiet zu bearbeiten. Und in einem Punkt hat eine größere Einheit weniger: dank Synergieeffekten lassen sich Kosten von Bürokratie bis IT sparen – in Zeiten rückläufiger Erträge nicht unwichtig. Nicht zuletzt erhofft sich das Vorstands-Duo auch einen positiven Effekt für die Arbeitgebermarke, insbesondere bei Spezialisten. Obendrein wären beide Institute "in den kommenden Jahren an die Grenzen der regionalen Entwicklung gestoßen".

Wobei Straub die Überlegungen zur Fusion noch auf eine andere Ebene hob: "Wir haben uns gefragt, wie muss eine Volksbank aussehen, die auch in fünf oder zehn Jahren noch erfolgreich sein kann? Wollen wir nur Zeit gewinnen oder wollen wir aktiv Zukunft gestalten?" In Zeiten zahlreicher Herausforderungen von neuen Wettbewerbern wie Paypal über fehlende Zinsüberschüsse und damit einhergehende Ertragsrückgänge bis zu wachsenden bürokratischen Anforderungen gilt es eben Antworten zu finden, "Schwungmasse" lautet diese für Dauber und Straub.

Bis Anfang November soll die technische Fusion abgeschlossen sein, "danach startet der Echtbetrieb". Dann werden die beiden Hauptstellen gleichberechtigte Sitze der neuen Genossenschaft sein sowie Straub und Dauber ebenfalls gleichberechtigte "Co-Vorstandsvorsitzende". Die bisherigen weiteren Vorstände Ralf Schmitt, Andreas Herz, Clemens Fritz und Daniel Hirt rücken ebenfalls in das neue Sechsergremium ein.

Wobei dieses Sextett auch in den kommenden Jahren zusammenarbeit wird, da aufgrund der Jahrgänge 1961 bis 1969 kein schnelles Ausscheiden zu erwarten ist. Ob ein so besetztes Gremium nicht arg opulent ist? "Die Aufgaben nicht nur im Zuge der Fusion sind groß, da brauchen wir auch auf Managementebene jede Expertise", so Dauber.

Wobei er dieses Gebrauchtwerden ausdrücklich auf alle Mitarbeiter ausweitet: "Es wird im Zuge der Fusion keine Entlassungen geben. Beide Institute arbeiten schon jetzt unter Volllast, da brauchen wir auch künftig jeden Mitarbeiter." Auch an der Filialstruktur werde sich in diesem Zuge nicht gerüttelt, ebensowenig an den Geschäftsgebieten. Und bei den Beteiligungen und Tochterunternehmen (beide Institute sind unter anderem bestens im Bereich der Online-Bezahldienste und Digitalisierungsaktivitäten aufgestellt) wird es ebenso keine Veränderungen geben, bis auf ein Mehr an Chancen, die sich durch die deutlich größere Mutter ergeben.

Kurzum, für den Kunden wird sich kaum etwas ändern – bis auf den Namen jedenfalls.

Dieser Name "Volksbank im Südwesten" spricht im Übrigen nicht nur für das neue Selbstbewusstsein, man kann ihn auch so lesen: Dauber und Straub formulieren eine Einladung an andere genossenschaftliche Institute, sich anzuschließen.

Kandidaten gibt es schließlich, immerhin berühren sich die beiden Geschäftsgebiete an keiner Stelle, gleich mehrere kleinere und größere Institute kämen deshalb für einen Zusammenschluss in Frage. Auch habe es im Vorfeld der Sondierung Gespräche geben, aber konkret wurde es am Ende nur zwischen den Instituten in Offenburg und VS-Villingen.

Allerdings erwartet Straub in den kommenden Jahren Bewegung in dieser Frage: "Das Fusionsrad wird sich beschleunigen. Gerade kleine Häuser werden sich intensiv mit der Zukunft befassen müssen, die für jeden einzelnen von vielen Faktoren abhängt. Aber wenn die Schwungmasse fehlt, dann wird es schwierig."

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