Die Schwarzwald AG lernt Schwäbisch

Der Wirtschaftsverband hat ein Büro in Stuttgart eröffnet. Präsident Thomas Burger verknüpft das mit zwei scharfen Appellen – in Richtung Verbände und Politik: "Sonst geht das Land anderen Zeiten entgegen"

 
Foto: wvib
 

Stuttgart. Im Rahmen einer Feierstunde mit rund 70 geladenen Gästen hat der Wirtschaftsverband WVIB ein Büro in Stuttgart eröffnet. Die in Freiburg ansässige Organisation mit dem Beinamen Schwarzwald AG erhofft sich damit eine stärkere öffentliche Sichtbarkeit. Wobei WVIB-Präsident Thomas Burger ganz generell von den Verbänden "mehr mediale Sichtbarkeit und ordnungspolitische Prinzipienfestigkeit" einforderte.

"Wenn jugendliche Blogger, mit wenig mehr als einem Smartphone ausgestattet, mehr Gehör finden als mancher Verband, dann müssen wir darüber diskutieren, ob unsere klassischen Methoden in der heutigen Zeit noch ausreichen. Die Vorteile von sozialer Marktwirtschaft und unternehmerischer Freiheit müssen medial besser verkauft werden, sonst geht auch Baden-Württemberg früher oder später anderen Zeiten entgegen", so der Appell des Präsidenten.

Auch der WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer wünscht sich die Verbandslandschaft "in zentralen Fragen als einen harmonischen Chor", dessen Akkorde selbst in Berlin und Brüssel zu hören seien. Als geeignete Themen hierfür sieht er die Diskussionen um Klimaschutz und Mobilitätswende sowie den Kampf gegen Protektionismus.

Verbandspräsident Burger beließ es in seiner Ansprache aber nicht bei Forderungen an die Verbandskollegen. Er griff auch die Politik an: Insbesondere der inhabergeführte Mittelstand im Land sitze im ländlichen Raum und sei von dort aus erfolgreich. "Geben wir unseren Unternehmen die Infrastruktur in den Bereichen Verkehr, Telekommunikation und Bildung, die sie brauchen. Wer die weltweit höchste Steuerlast trägt und hohe Arbeitskosten schultert, sollte auch die besten Rahmenbedingungen vorfinden", so Burger.

Innenminister Thomas Strobl lobte bei der Eröffnungsfeier die Arbeit des Verbandes, der nah dran sei an den Unternehmen: "Wir in Stuttgart freuen uns auf eine weitere kompetente Stimme für unser Eerfolgsmodell Mittelstand."

Das neue Büro des WVIB wird von Degerloch aus von Miriam Teige geleitet. Sie ist in der Region keine Unbekannte: Teige war zuletzt Leiterin der Konzernpressestelle des Zulieferers Mann+Hummel International aus Ludwigsburg.

Der WVIB wurde 1945 von Unternehmern gegründet und zählt heute 1044 Mitgliedsfirmen mehrheitlich aus dem Schwarzwald. Die produzierenden Unternehmen beschäftigen zusammen weltweit rund 350.000 Menschen und setzen 74 Milliarden Euro um.

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