"Die Kunden haben mit den Füßen abgestimmt"

Der Vorstand der Kreissparkasse Ravensburg verkündet ein umfangreiches Verschmelzungsprogramm – am Ende bleiben noch 35 Filialen übrig. Auch für die Geschäftskunden gibt es Neuerungen: Eine "Verwahrgeldlösung" soll in 2017 gefunden werden.

 
Foto: Dirk Werner
 

Ravensburg. Heinz Pumpmeier, Vorstandschef der Kreissparkasse, hat mit seinen Vorstandskollegen Norbert Martin und Manfred Schöner eine dramaturgisch perfekte Bilanzpressekonferenz abgeliefert: Mehrstufig und kurzweilig erläuterte das Trio, wie vor allem die Digitalisierung das Institut unter Druck setzt.

Damit war der Boden bereitet, für das ganz am Ende verkündete "Verschmelzungsprogramm": 16 der bislang 51 Filialen werden demnach geschlossen – auch wenn das Vorstandstrio es anders formulierte. "Die Filialen werden von unseren Kunden immer weniger frequentiert", begründete Schöner den vom Verwaltungsrat abgesegneten Schritt: Immer mehr Bankgeschäfte würden online erledigt, "deshalb müssen wir reagieren".

Dennoch werde man in den betroffenen Orten – acht im städtischen und acht im ländliche Umfeld – die Bargeldversorgung sicher stellen, entweder per Automaten oder per Kooperation mit Einzelhändlern. Da zugleich der Beratungsbedarf der Kunden steige, werden laut Schöner die betroffenen 66 Mitarbeiter in anderen Filialen eingesetzt. Wobei die Zahl der Mitarbeiter bei der Kreissparkasse ohnehin seit Jahren unter anderem durch Fluktuation sinkt – von 1055 Anfang der 2000er Jahre auf 846 in 2016.

Elf Filialen sollen abhängig von den Mietverträgen noch in diesem Jahr geschlossen werden, die weiteren fünf bis ins Jahr 2019. Den Unmut der Kunden fürchtet Vorstandschef Pumpmeier nicht: "Die Kunden haben ja bereits mit den Füßen abgestimmt, deshalb werden sie Verständnis haben." Die eingesparten Sachkosten, laut Schöner ein sechsstelliger Betrag pro Jahr, werden für die weitere Digitalisierungsstrategie eingesetzt.

Daneben verkündete Pumpmeier, im Verlauf des Jahres für Großanleger eine Art "Verwahrgeldlösung" einführen zu wollen. Dabei würden wahrscheinlich ab einer Million Euro Guthaben 0,4 Prozent an Zinsen fällig – die Summe, die auch der Kreissparkasse von der EZB in Rechnung gestellt würde. Pumpmeier: "Wir geben damit die Kosten durch die EZB weiter." Bei einer Überliquidität von bis zu 100 Millionen Euro müsste reagiert werden, so das Vorstandstrio. Für Privatkunden werde es hingegen keine derartige Lösung geben.

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