Das Winzeropfer

Die Badische Wein muss zerbrechen

 
 

Bauernopfer, natürlich, die gibt es. Sogar in diesem Heft, auf Seite 25. Aber gibt es auch Winzeropfer?

Walter Nöhren könnte so ein Winzeropfer sein. Ende März wurde der Chef der Badischen Weinwerbung entlassen. Die Kündigung erreicht ihn am letzten Tag der Fachmesse Pro Wein. Seine Nachfolgerin wird sofort präsentiert: Sonja Höferlin. Sie tritt zum 1. Juli die Nachfolge an. Gründe für den Personalwechsel? Fehlanzeige.

Ist Nöhren also tatsächlich ein Winzeropfer? Die Streitereien innerhalb der Badischen Wein GmbH sind bekannt. Sechs Genossenschaften aus dem Markgräflerland haben ihre Kündigung eingereicht. Solange sich nicht alle an der Finanzierung der Badischen Weinwerbung beteiligen, wollen auch sie nicht mehr zahlen. Denn schon Jahre zuvor waren einige große Winzergenossenschaften aus der GmbH ausgetreten. „Mit konkreten Leuten werde ich keine Gespräche führen“, hatte Gerhard Rüdlin im Econo-Gespräch im Februar gesagt. Rüdlin ist Geschäftsführer der Bezirkskellerei Markgräflerland, einer dieser großen Genossenschaften, die nicht mitmachen wollen. War Walter Nöhren gemeint? Damals wollte sich Rüdlin nicht äußern. Ist die Angst der Verantwortlichen in der Badischen Wein GmbH vor dem Zerfall so groß, dass sie Rüdlin nun nachgegeben haben?

Den Versuch eines Neuanfangs hat die Badische Wein GmbH schon einmal gewagt. Das liegt knapp anderthalb Jahre zurück. Doch sie scheiterte. Glaubt man nun, dass sie mit einem Winzeropfer in eine bessere Zukunft starten kann? In eine Zukunft, in der alle Winzer und Winzergenossenschaften an einem Strang ziehen? Wohl kaum. Auch dieser Neuanfang unter weiblicher Geschäftsführung wird nicht zur Einigkeit führen.

Die Badischer Wein GmbH muss zerbrechen, um eine Zukunft zu haben. Dann erst werden die Winzer merken, dass sie sie doch brauchen, so wie es viele immer wieder und gerne betonen. Erst dann wird es einen wirklichen Kompromiss geben – ganz ohne Winzeropfer.

Teilen auf

NO!