Bellin erfindet neuen Geschäftszweig

Der Ettenheimer Finanzdienstleister wird Großhändler für internationale Bankbeziehungen

 
 

Ettenheim. Der Finanzdienstleister Bellin hat ein neues Produkt. Er nennt es „Virtual Network Bank“. Damit will Bellin das internationale Bankgeschäft mit Firmenkunden revolutionieren. Auf der weltgrößten Bankenmesse im Oktober soll die Lösung an den Markt gehen.

Anfang der Woche haben die Ettenheimer eine Pressemitteilung verschickt. Auf den ersten Blick ist es nur eine Personalie: Sebastian Niemeyer schließt sich Bellin an und übernimmt die Leitung der Abteilung Global Transaction Banking, kurz: GTB Services. Im Moment ist er da noch Einzelkämpfer. Niemeyer, der zuvor beim Bankendienstleister Swift die Deutsche Bank betreute, hat sich für das kleine Ettenheim begeistern lassen. Eigentlich wohnt er noch in Essen. „Zurzeit bin ich viel in Ettenheim“, sagt er. Denn nun schraubt er an den letzten Details der neuen Produktsparte.

Bellin ist von Ettenheim aus ein Dienstleister für Firmen auf der ganzen Welt. Das 1998 gegründete Unternehmen fokussiert sich dabei auf Treasury. Das heißt, Bellin berät Firmen dabei, ihre Finanzen optimal zu verwalten und einzusetzen. Das tut es im Gespräch, aber auch mit Software-Lösungen, in denen man Finanzszenarien simulieren kann. Die Software errechnet dann zum Beispiel, was im Einzelfall die beste Option ist.

Diesen Ansatz will Bellin nun auf internationale Bankbeziehungen übertragen. Dabei schaut sich die Firma nicht nur Adresslisten an, sondern verhandelt mit den Banken in den einzelnen Ländern auch das Kleingedruckte. Dieser Service sei neu, versichert Niemeyer.

Schon der erste Schritt, also nur die Eröffnung eines Auslandskontos, ist für Firmen sehr aufwändig. Das bietet Bellin mit seinem neuen Produkt an. Bellin will diesen Service nicht nur einführen, sondern ihn standardisieren. Das heißt die Firma eröffnet das neue Konto dann mit wenigen Klicks und hat so eine Geschäftsbank für eine neue Niederlassung in Nicaragua, Malaysia oder China. So die Theorie. Um es in der Praxis gangbar zu machen, braucht Bellin jedoch Banken als Partner. Im Oktober will Niemeyer das Thema daher auf der weltgrößten Bankenmesse, der Sibos in Toronto, präsentieren. Auch danach geht der gelernte Bankkaufmann davon aus, dass er mehr in der Welt unterwegs sein wird, als tatsächlich im Büro in Ettenheim zu sitzen.

Bellin wird damit vom Softwareunternehmen auch zum Großhändler. Es kauft die Leistungen von den Banken ein und gibt sie dann, mit einem Aufschlag für die eigene Leistung, weiter an die Kunden. Aktuell nutzen nach eigenen Angaben etwa 22.000 Gesellschaften weltweit Produkte von Bellin.

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