Auf dem Weg in die nächste Generation

Beim technischen Händler Ketterer + Liebherr spielen Frauen eine wichtige Rolle bei der Nachfolge

 
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Freiburg. Der technische Händler Ketterer + Liebherr steht vor dem Übergang in die dritte Generation. Die Inhaber Thomas und Eberhard Liebherr werden die Firma in den nächsten Jahren an ihre Kinder weiterreichen. Die Vier sind heute schon im Unternehmen aktiv – und drei davon sind Frauen. 

Da sind zum einen Theresa, 31, und Viktoria Liebherr, 34, – die Töchter von Thomas Liebherr, 63. Juliane Illenseer, 36, ist die Tochter von Eberhard Liebherr, 62. Sein Sohn Clemens Liebherr, 33, ist der einzige Mann im Quartett. Alle vier haben schon heute Aufgaben im Unternehmen. Ketterer + Liebherr ist als technischer Händler ein Spezialist für Rohre und Leitungen, Kunststoffe und Bodenbeläge und viele andere Dinge, die vor allem in produzierenden Unternehmen gebraucht werden. 

Das 1956 von Adolf Liebherr und Guido Ketterer gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Freiburg, im Gewerbegebiet Haid. Hierhin war die Firma 1988 umgezogen. Gegründet wurde sie in der Bertholdstraße. Weitere Stationen waren die Wilhelm- und die Oltmannstraße. Heute zählt das Unternehmen 240 Mitarbeiter, davon sind etwa 80 in Freiburg. Einen Betriebsrat gibt es aber nicht. Man pflege eine Politik der offenen Tür, sagt Clemens Liebherr. „Auch beim Chef kann man immer anklopfen.“ Auch Zahlen zum Umsatz nennt das Unternehmen nicht.

Ein Blick in die öffentlichen Unterlagen zeigt eine zuletzt schwierige Geschäftslage. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2017 – dem jüngsten bislang veröffentlichten – weist das Unternehmen einen Verlust aus. Erfasst ist jedoch nur ein Teil der Firmengruppe mit 100 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp 23 Millionen Euro. Auch für 2018 wurde ein Verlust erwartet, eine Rückkehr in die Gewinnzone war für dieses Jahr vorgesehen. Ketterer + Liebherr kommentiert die Zahlen auf Nachfrage nicht.

Für Theresa Liebherr war es immer klar, dass sie eines Tages Verantwortung im Unternehmen übernehmen würde. „Das Unternehmen soll schließlich auch im Familienbesitz bleiben“, sagt sie. Trotz der zwei Familien im Firmennamen gehört die Firma heute nur den Liebherrs. Mitgründer Guido Ketterer hatte das Unternehmen schon bald wieder verlassen. Sein Kompagnon Adolf Liebherr führte das Unternehmen dann alleine weiter. Heute ist die Firma in der dritten Generation angekommen.

Auch der technische Handel befindet sich aktuell im Umbruch. Auch Spezialisten wie Ketterer & Liebherr müssen sich gegen die Vertriebs- und Marktpräsenz der Online-Händler wehren. Wie so viele Mittelständler setzt auch Ketterer & Liebherr in diesem Punkt auf die persönlichen Kundenbeziehungen und das Fachwissen der eigenen Mitarbeiter. „Technisches Know-how und Bindung zum Kunden müssen da sein“, findet Clemens Liebherr. 

Der Fachhandel allgemein befindet sich am Scheideweg. In vielen Sparten stellt sich die Frage, wofür die Hersteller noch Zwischenhändler brauchen, wenn sie den Verkauf doch selbst über das Internet abwickeln können? „Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Plattform-Kapitalismus“, sagt der Heidenheimer Professor Rolf Assfalg. Er ist Spezialist für das Thema digitale Vernetzung. Händler-Plattformen wie Amazon würden nun auch auf den Fach- und Großhandel übergreifen, so Assfalg. „Amazon wir sich mit seinem Business-Konzept auch vermehrt um das Handwerk kümmern“, sagt Heinz Bölling. Der Denzlinger Unternehmer berät Firmen bei der digitalen Transformation. Handwerker können ihre Schläuche und Rohre also auch direkt im Internet bestellen. Wer braucht da noch den Händler?

Doch Ketterer & Liebherr setzt auch auf eine verstärkte physische Präsenz. An der Basler Straße hat vor kurzem ein neuer Showroom der Bodenbelags-Tochter Casa Nova  aufgemacht. Eine wichtige Entscheidungshilfe für die Kunden sei das, weil man hier in aller Ruhe beraten werden können und die Beläge anschauen, tasten, fühlen könne. Dinge eben, die man im Internet nur schwer möglich macht. Aber natürlich ist Ketterer & Liebherr auch mit einem eigenen Online-Shop präsent, mit dem man vom Start an auch Geld verdient habe, so Clemens Liebherr.

Wie der Weg in die Zukunft aussieht, sprechen die verschiedenen Familienmitglieder regelmäßig untereinander ab. Spätestens alle drei Monate treffen sie sich zu einem Strategiegespräch. Dabei werde der Kern des Unternehmens für die Zukunft abgesteckt, so Theresa Liebherr.

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