Alno vor der Zerschlagung

Beim insolventen Küchenhersteller hat der Ausverkauf begonnen. Ausgerechnet eine Billigtochter erweist sich als begehrt. Derweil könnte ein Verlierer bereits feststehen. Aktuell gibt es Probleme bei der Tochter Wellmann.

 
Foto: pr
 

Pfullendorf. Rund 400 Mitarbeiter von Wellmann sind nach übereinstimmenden Medienberichten freigestellt worden, nur eine Rumpfbelegschaft ist demnach weiter an Bord. Als Grund wird von Seiten des Insolvenzverwalters Martin Hörmann "die Liquiditätssituation" genannt. Dies verwundert: Erst Ende September hat die Muttergesellschaft Alno einen Kredit über sechs Millionen Euro erhalten, um Löhne bezahlen zu können und die Produktion aufrechtzuerhalten. Dies sollte die Investorengespräche erleichtern. Wobei es wohl noch ein Hindernis gab: Die Arbeitsplätze waren bislang Tarifgebunden. Das gilt in diesem Segment der Branche als ungewöhnlich. 

Eine Investorengruppe um den Küchenhersteller Nobilia hat die Alno-Tochter Pino mit 230 Mitarbeitern übernommen. Zum Kaufpreis gab es keine Angaben. Nobilia soll aber bereits länger ein Auge auf das Unternehmen geworfen haben, passt es doch gut zum Portfolio: Die Marke ist im unteren Preisbereich etabliert, die Möbel werden teilweise ohne Planungsaufwand über Baumärkte verkauft. Wichtiger aber: Pino soll das profitable Segment bei Alno gewesen sein.

Nach dem Nobilia-Deal rechnen Branchenkenner auch für die Aldo-Tochter Wellmann mit einer Zukunft: Diese ist wie Pino im preisgünstigen Segment aufgestellt – und arbeitet laut Kennern ebenfalls profitabel. Zudem liegt das Werk in Ostwestfalen, dort ist ohnehin die Küchenmöbelindustrie konzentriert.

Für den Standort Pfullendorf sind die Chancen hingegen nicht besonders gut. Das dortige Werk gilt laut Insidern als Personalintensiv, sprich wenig automatisiert. Damit fällt das profitable Arbeiten schwer. Es wird bereits spekuliert, ob der Insolvenzverwalter Martin Hörmann allenfalls für die Marke noch einige Millionen erhalten könne, während der Rest unter den Tisch falle. Im Verlauf des Oktober soll dem Vernehmen nach eine Lösung präsentiert werden.

Pfullendorfs Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu spricht derweil im "Südkurier" schon einmal Klartext: "Der Verlust von Alno wäre eine Katastrophe". Zumal der Standort im vergangenen Jahr ohnehin Tiefschläge abbekommen hat.

Derweil hat der Insolvenzverwalter Hörmann laut "FAZ" von einer britischen Investmentfirma einen Kredit über sechs Millionen Euro erhalten. Damit seien nach dem Auslaufen des Ausfallgeldes die Oktober-Gehälter abgesichert und auch die zwischenzeitlich auf Eis gelegte Produktion soll wieder aufgenommen werden – um frisches Geld in die Kassen zu bekommen. 

Alno hatte im Juli Insolvenz angemeldet, nach dem der zum Jahresbeginn neu eingestiegene Investor Pevent die Reißleine gezogen hatte. Zuvor hatte die Gruppe bereits einen zweistelligen Millionenbetrag investiert – und liefert sich aktuell mit dem ehemaligen Alno-Vorstand Max Müller eine Auseinandersetzung, ob dieser zu optimistische Zahlen präsentiert habe. Wobei dies kaum möglich gewesen sein könnte: Der traditionsreiche Küchenhersteller hat seit dem Börsengang 1995 nur ein Mal einen Gewinn ausgewiesen.

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