Alno: Klage in Millionenhöhe eingereicht

Die langen Jahre der Schieflage des Küchenherstellers haben wohl ein juristisches Nachspiel: Der Hauptinvestor will 60 Millionen Euro von zwei Ex-Vorständen. Es könnte noch schlimmer kommen

 
Foto: alno
 

Pfullendorf. Wie war die finanzielle Lage des Küchenhersteller Alno vor der Pleite im Juli 2017 wirklich? Diese Frage beschäftigt nicht nur seit geraumer Zeit die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Stuttgart, sondern auch die ehemaligen Investoren. Aktuell hat der damalige Geldgeber Tahoe Investors Zivilklage gegen die ehemaligen Alno-Vorstände Max Müller und Ipek Demirtas eingereicht. Die Anschuldigungen: Kreditbetrug und eine falsche Darstellung der Vermögenslage. Die Höhe des Schadensersatzes: 60 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach soll das die Summe sein, mit der Tahoe – die Investmentgesellschaft des umtriebigen Familienunternehmens Hastor aus Bosnien – 2016 bei Alno eingestiegen ist. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte zuerst über die Klage berichtet. Das Landgericht Hechingen bestätigte den Eingang der Klage. 

Von Seiten der Beklagten werden die Anschuldigungen zurückgewiesen. Die ehemalige Finanzchefin Demirtas sagte, die Anschuldigungen würden "wie ein Kartenhaus zusammenbrechen". Es würden Belege zur Entlastung vorliegen. 

Allerdings ist der Druck auf die ehemaligen Vorstände auch von anderer Seite hoch: Allein die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Insolvenzverschleppung gegen zwölf ehemalige Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer der AG sowie von den einst sechs Tochterunternehmen. Die Ermittlungen dauern aktuell noch an – und die Ermittler bekommen weiteres Futter.

Denn noch einer hat das Finanzgebaren kritisch im Blick: Insolvenzverwalter Martin Hörmann hat bereits Anfang 2018 in einem Bericht schwere Vorwürfe gegen Vorstände und Aufsichtsräte erhoben. Auf 72 Seiten listet er aus seiner Sicht allerlei Verfehlungen auf. Immerhin hat die AG seit dem Börsengang 1995 unter anderem nie wirklich schwarze Zahlen geschrieben. Wobei aktuell ein Vorwurf aus dem Hörmann Bericht in der Branche für Furore sorgt: Der Küchengerätehersteller Bauknecht soll an Alno Geräte zu überhöhten Preise verkauft haben – über Jahre hinweg. Dafür will der Insolvenzverwalter Hinweise gefunden haben. 

Pikant daran ist: Bauknecht und die Konzernmutter Whirlpool gehörten zu den Anteilseignern von Alno, man hatte einen Sitz im Aufsichtsrat, hielt zeitweise mehr als zehn Prozent der Anteile und profitierte im Jahr 2013 von Zahlungen von 20 Millionen Euro aus einer Unternehmensanleihe. Recht wohl war den Verantwortlichen bei Bauknecht aber das Finanzgebaren bei Alno am Ende wohl doch nicht: Der Konzern hat Forderungen an die Pfullendorfer nach Angaben von Hörmann mit Abschlägen von bis zu 80 Prozent an Dritte verkauft.

Man darf gespannt sein, was sich aus all diesen Anschuldigen am Ende ergeben wird.

Der Finanzinvestor Riverrock hatte Teile von Alno Ende 2017 übernommen und will die neue GmbH seit dem als Premiumhersteller unter den Küchenherstellern positionieren. 

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