"Alno ist bescheidener geworden"

Der Chef des Küchenbauers Thomas Kresser erläutert die neue Strategie, nennt Gründe für die Auslandspläne und will Sorgen zerstreuen

 
Foto: pr
 

Pfullendorf. So richtig rund lief es nach dem Neustart des traditionsreichen Küchenherstellers Alno als Neue Alno im März nicht. Zuletzt sorgte der Abgang des zweiten Geschäftsführers Andreas Sandmann für Schlagzeilen. Nun hat der alleinige Geschäftsführer Thomas Kresser im "Südkurier" die Neuausrichtung Strategie erläutert: "Die Neue Alno muss sich klar machen, dass sie kein Konzern mehr ist, sondern ein Mittelständler." Die Zeiten mit Umsätzen von einer halben Milliarde Euro seien vorbei – nicht zuletzt, da durch die Insolvenz die hiesige Marktanteile von Wettbewerbern "komplett aufgesogen wurden". Vor diesem Hintergrund sei man in Pfullendorf nun "bescheidener geworden".

Was aber nicht bedeutet, dass man sich jetzt versteckt: Zur neuen Strategie zählt laut Kresser auch, künftig nur noch im mittleren und gehobenen Preissegment unterwegs sein zu wollen. "Im Massengeschäft mitzumischen, ist nicht unser Weg." Damit das gelingt, wird der direkte Kontakt zu den Küchenstudios und Fachhändler gesucht, die vier deutschen Einkaufsverbünde will man dagegen links liegen lassen. 

Parallel setzt der Alno-Chef verstärkt auf das Ausland. Gab er bislang eine hälftige Umssatzvereteilung als Ziel aus, so sollen nun "perspektivisch" zwei Drittel im Ausland erwirtschaftet werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Asien. Denn dort "strahlt die Marke Alno hell." Kresser: "Zudem sind die Margen dort viel höher als im Inland." Der Aufbau der nötigen Vertriebsstrukturen laufe beispielsweise in China bereits an.

Den Aufbau der Auslastung des Werks in Pfullendorf sieht der Alno-Chef auf einem guten Weg: Aktuell werden bis zu 600 Einheiten pro Tag gefertigt, Ende des Jahres sollen es bis zu 1000 sein. Wobei ihm der Umbau der "veralteten, sehr komplexen und viel zu teueren IT-Systeme" aktuell noch Kopfzerbrechen bereitet. Hier soll im Frühjahr eine neue Struktur stehen.

Zugleich trat Kresser Befürchtungen entgegen, der Neue Alno könne das Geld ausgehen, zumal die Gesellschaft nicht rentabel arbeitet (konkrete Zahlen gab er nicht preis): "Wir haben einen Kredit mit Riverrock vereinbart, der noch lange nicht aufgebracht ist. Der steht auch 2019 zur Verfügung." Zudem stehe der neue Eigentümer weiter hinter Alno und der Austausch sei eng. Und ein Ziel hat Kresser ebenfalls fest im Blick: Ende 2019 soll die Neue Alno rentabel sein.

Die Wurzeln von Alno reichen ins Jahr 1927 zurück, damals gründete Albert Nohtdurft eine kleine Schreinerei. Im Jahr 2015 schließlich galt Alno mit 522 Millionen Euro Umsatz und 2100 Mitarbeiter als weltgrößter Küchenhersteller – schrieb aber damals bereits jahrelange rote Zahlen. Im Oktober schließlich meldete die AG nach vielerlei Querelen Insolvenz an. Vor die Vorgänge interessiert sich auch die Staatsanwaltschaft brennend. Im März 2018 übernahm schließlich der Finanzinvestor Riverrock für angeblich 20 Millionen Euro Teile des insolventen Konzerns und fuhr den Betrieb wieder hoch.   

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